Der Düsseldorfer Stattzeitung „Terz“ kommentiert die Anhörung der Zeugen aus der Keupstraße in der Sitzung vom 19. Oktober, die zu Beginn mit einem von Landtag gestellten, aber unzulänglich übersetzenden Dolmetscher zu kämpfen hatte:
Denn ohne großes Aufhebens über die Reglements und Gepflogenheiten des Strafprozessrechtes zu machen, an dem sich die Sitzungsabläufe eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses orientieren, wurde der im Zeugenbeistand vom Zeugen selbst ‚mitgebrachte‘ deutsch-türkische Kutlu Y. gebeten, die Übersetzungen für zwei der drei Zeugen des Tages zu übernehmen. Dass er diese Aufgabe gewissenhaft und fehlerfrei übernehmen werde, darauf könnten ja, so der Ausschussvorsitzende Sven Wolf (SPD), die ebenfalls türkischsprachigen Politiker*innen im Ausschuss Acht geben. Wenig wertschätzend geriet dem Vorsitzenden neben dieser unterschwelligen und vielleicht auch unbewussten Herabwürdigung der Zeugen und ihrer Begleitung aber auch die Verabschiedung des ‚spontanen‘ Dolmetschers, als er ihm bei Ende seines Einsatzes dafür dankte, dass er „ein kleines bisschen ausgeholfen“ habe.
Schlussendlich: Nur dank dieser unkonventionellen Lösung konnte an diesem Tag überhaupt ein Stück weit eingelöst werden, was höchst notwendig ist: Den Menschen zuzuhören, die von dem Anschlag getroffen worden sind. Denen die Möglichkeit zu geben zu erzählen, die nach dem Anschlag den institutionellen Rassismus der Ermittlungsbehörden erfahren haben. Davon zu erfahren, was es bedeutet, wenn ein Mensch, der einen Anschlag überlebt hat, selbst beschuldigt wird. Was es heißt, sieben Jahre lang nicht schlafen zu können, weil der Knall der Explosion, der Druck des Anschlages im konkreten wie im übertragenen Sinne bleibt, so lange nicht klar ist, wer die Bombe gelegt hat. Und wie dringend und mit welch großem Recht die Menschen, für die sich die Welt seit dem 9. Juni 2004 anders dreht, erwarten können, dass ihnen Gehör geschenkt, und dass ihnen Unterstützung angeboten wird.