Die Welt über die Rolle des VS beim Wehrhahn-Anschlag

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Neue Recherchen zum Sprengstoff-Anschlag am S-Bahnhof Wehrhahn im Jahr 2000 präsentiert Dirk Laabs in der „Welt“. Den Hinweis auf einen für den Verfassungsschutz arbeitenden Neonazi als möglichen Mitwisser des Anschlags erhielt die Polizei 2004 von ein anderer V-Person – einem als zuverlässig geltenden Spitzel des Landeskriminalamtes:

Vier Jahre nach dem Anschlag hatte eine neue Spur direkt in das Umfeld des Angeklagten Ralf S. geführt. Das LKA meldete sich bei den Düsseldorfer Ermittlern, die versuchten, das Attentat von Wehrhahn aufzuklären. Sie schilderten den Kollegen, dass ein bis dahin überwiegend zuverlässiger Informant seinem LKA-Führungsbeamten im Juni 2004 Brisantes berichtet hatte. Der bekannte Düsseldorfer Neonazi André M., genannt „Gonzo“, habe über den Anschlag von Wehrhahn gesprochen. Gonzo, so der Spitzel, habe gesagt: Eine Gruppe von Rechtsextremisten aus Düsseldorf habe das Gebiet um den Anschlagsort gesichert, um den eigentlich handelnden Personen eine ungefährdete Tatausführung und den Rückzug zu sichern. Die Vertrauensperson traute Gonzo sogar zu, selber an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein. Die Düsseldorfer Bombenermittler hatten Gonzo bereits als Zeugen in dem Fall gehört, da er für den Sicherheitsdienst des Hauptverdächtigen Ralf S. gearbeitet hatte. Man war also auf eine brisante Spur gestoßen. Doch die Polizisten wussten, dass es ein Problem gab. Der schwer belastete Gonzo war selbst ein ehemaliger Spitzel. Zu seinen Bundeswehrzeiten war Gonzo als Informant vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) rekrutiert worden, anschließend übernahm ihn die Abteilung 6 des Innenministeriums NRW, zuständig für den Verfassungsschutz. Ein Polizeiinformant belastete den Spitzel einer anderen Behörde schwer. Bestenfalls war der belastete Spitzel nicht selbst der Täter, allerdings im Umfeld eines mutmaßlichen Terroristen eingesetzt. Das wiederum wirft bis heute Fragen auf. Die Düsseldorfer Ermittler erkannten schon 2004, wie brisant das alles war. Sie wählten die einfachste Lösung: Nach nur einem Monat beschlossen sie, die Aussage des Polizeispitzels hinzunehmen und den V-Mann des Verfassungsschutzes unbehelligt zu lassen. Damit ließen sie jedoch automatisch auch von Ralf S. und seinem Umfeld ab.

Der Artikel „Im Sumpf der Terrorabwehr“ von Dirk Laabs kann hier gelesen werden.

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