Die Antifaschistische Linke Düsseldorf und die Antifa-AG Düsseldorf haben eine Pressemitteilung mit weiteren Hintergründen zum V-Mann Andre M. veröffentlicht:
Der zum Zeitpunkt des Anschlags 22-jährige Andre Stefan M. Ende der 90er/Anfang der 00er offenbar V-Mann des Verfassungsschutzes des Landes NRW, war eng mit dem mutmaßlichen Wehrhahn-Attentäter Ralf S. verbunden und temporär auch für dessen Security-Dienst tätig. M. gehörte zu diesem Zeitpunkt dem erweiterten Kreis der militant-neonazistischen “Kameradschaft Düsseldorf” um Sven S. an.
Düsseldorfer Antifaschist*innen ist bekannt, dass M. diversen Aktionen der “Kameradschaft Düsseldorf” beteiligt war, zum Beispiel versuchte er vergeblich, im April 2000 zusammen mit 17 anderen Neonazis eine Diskussionsveranstaltung mit Jan-Philipp Reemtsma zum Thema “Bilder einer Ausstellung. Diskussion zur Rezeption der umstrittenen Ausstellung ‚Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-44′” in der Düsseldorfer Johanneskirche zu stören bzw. zu verhindern. Dies konnte von Antifaschist*innen unterbunden werden.[1] Anschließend wurden die Neonazis von der Polizei kontrolliert.
M. war darüber hinaus auch in der Düsseldorfer Fußballfanszene als Neonazi bekannt. (Nicht nur) aufgrund seines “Blood & Honour”-Tattoos über dem linken Ohr fielen er und seine Neonazi-Freunde, zu denen auch der temporäre “Nationale Infotelefon”-Betreiber Marco Sch. zählte, im damaligen Rheinstadion als Neonazis auf. Mit seiner Tätowierung nahm M. positiv Bezug auf das militant-neonazistische Netzwerk “Blood & Honour”, dessen deutsche “Division” zwei Monate nach dem Wehrhahn-Anschlag verboten wurde.
Erst Anfang 2012 sah der Verfassungsschutz sich genötigt, den Leiter der nach der Selbstenttarnung des NSU zeitweilig reaktivierten “EK Acker” darüber zu informieren, dass man im unmittelbaren Umfeld von Ralf S. einen V-Mann gehabt habe, der aber keine Angaben zum Anschlag habe machen können.
“Nicht nur der Polizeiliche Staatsschutz hat 2000 mehr als schlampig ermittelt – Stichwort: erste Hausdurchsuchung bei S. – und die ‘EK Acker’ offenbar nicht immer gründlich recherchiert – Stichwort: der EK offenbar unbekannte Sprengstoffausbildung von S.”, so Thomas Bose, Sprecher der “Antifaschistischen Linken Düsseldorf”: “Auch der Inlandsgeheimdienst hatte wieder einmal seine Finger im Spiel – und dies sehr unrühmlich”.
Judith Kipp von der Antifa-AG Düsseldorf: “Die Frage drängt sich auf, welche Rolle der V-Mann M. im Zusammenhang mit dem Anschlag gespielt hat. Und ob es tatsächlich Zufall war, dass sich ein Mitarbeiter des VS ausgerechnet zum Tatzeitpunkt – 27. Juli 2000, kurz nach 15 Uhr – mit seinem angeblich bereits Monate zuvor ‘abgeschalteten’ V-Mann getroffen hat. Lagen dem VS tatsächlich keine Hinweise auf den Anschlag vor? Oder gibt es Gründe zu der Annahme, dass V-Mann M. ihm bekannte Hinweise auf den Täter nicht weitergegeben hat? Es wäre Aufgabe des Parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschusses in NRW oder eines aufgrund des baldigen Endes der Legislaturperiode neu einzurichtenden Untersuchungsausschusses zum Komplex Wehrhahn-Anschlag, Antworten auf diese Fragen zu finden.”