Spiegel: „V-Mann bei mutmaßlichem Wehrhahn-Attentäter“

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„Der Spiegel“ berichtet über einen V-Mann des NRW-Verfassungsschutzes aus dem direkten Umfeld von Ralf S.

Der V-Mann mit dem Decknamen „Apollo“ arbeitete demnach im Sommer 2000 als Wachmann für den Rechtsextremisten S., der am 27. Juli des Jahres einen Sprengstoffanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn verübt haben soll. Dabei wurden zehn Menschen zum Teil schwer verletzt, ein ungeborenes Kind starb. S. war kürzlich von einem Spezialeinsatzkommando festgenommen worden – mehr als 16 Jahre nach der Tat.
Nach eigenen Angaben bat M. den ehemaligen Soldaten, Militaria-Händler und Detektiv Ralf S., den er aus einer Kneipe kannte, im Juni 2000 um einen Job. Der Kleinkriminelle M. bekam auch tatsächlich eine Stelle von S.: Einige Zeit lang patrouillierte „Gonzo“ dann mit einem Hund, den er sich geliehen hatte, vor verschiedenen Firmen. Und nebenbei berichtete er wohl noch dem NRW-Geheimdienst aus der Düsseldorfer Neonazi-Szene.
Doch dass es sich bei André M., einem Bekannten des Hauptverdächtigen S., um den V-Mann „Apollo“ handelte, offenbarte das Innenministerium den nach dem Wehrhahn-Anschlag fieberhaft ermittelnden Polizisten und Staatsanwälten erst Jahre später. In einem Vermerk hielt die Kriminalhauptkommissarin S. der Düsseldorfer Polizei im Februar 2012 fest, dass der Zuträger des Geheimdienstes, André M., ein „Junkie, Dealer, Weiberheld und chronisch pleite“ gewesen sei und von August 1999 bis Mai 2000 für den NRW-Verfassungsschutz spioniert habe.
Allerdings halten sich in Sicherheitskreisen Zweifel, ob der Informant tatsächlich im Frühjahr 2000 abgeschaltet worden war. Ein V-Mann-Führer will sich nämlich auch später noch mit seinem Schützling getroffen haben: Er sei „zur Tatzeit“ mit M. zusammen gewesen, der im Hafen Flugblätter verteilt habe, heißt es in dem Dokument. „Da die offizielle Zusammenarbeit bereits im Mai“, vermerkte die Kriminalistin, „spätestens aber im Juni 2000 beendet war, darf der Umstand, dass man sich am 27. Juli 2000 traf, zumindest verwundern.“
Überhaupt beschlichen die Polizisten erhebliche Zweifel an der Güte der damaligen Quellenführung im Verfassungsschutz. Nach dem Studium der teilweise als geheim eingestuften, aber „komplett substanzfreien“ Unterlagen des V-Mannes „Apollo“ fragten sich die Ermittler, warum überhaupt ein so intensiver Kontakt, „der ja wohl Geld gekostet haben muss“, zu dem Extremisten gepflegt worden sei. Es sei zudem „verwirrend“ gewesen, dass der Klarname des Informanten in den Einsatzberichten aufgetaucht sei, so die Beamtin.
In seiner ersten Zeugenvernehmung bei der Polizei im September 2000 hatte André M. gesagt, er könne sich nicht erinnern, was er am Tattag gemacht habe, und wisse auch sonst nichts über die Attacke. Den mutmaßlichen Attentäter Ralf S. nannte er „verrückt“ und „arrogant“, auch wenn er ihm den Anschlag nicht zutraute.
Dem Vermerk der Beamtin S. zufolge hatte sich M. im September 2000 erneut beim Verfassungsschutz gemeldet, um etwas zu dem Attentat zu sagen. „Es habe daraufhin ein letztes, völlig unergiebiges Treffen mit ‚Apollo‘ gegeben“, teilten die Agenten im Februar 2012 den Kriminalpolizisten mit.
Die im vergangenen Jahr erfolgte Nachvernehmung ergab dann, dass André M. seine Tätigkeit für den Verfassungsschutz einräumte. Angaben zu der Attacke am Wehrhahn konnte er indes nicht machen. Dem SPIEGEL gegenüber wollte sich M. nicht äußern. Auch das Düsseldorfer Innenministerium beantwortete einen Fragenkatalog zu seinem früheren V-Mann unter Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht.

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